Können wir noch mehr tun?
WEITERE UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN (MEDIZINISCHE ZUSATZLEISTUNGEN)
Embryonen sind von einer Hülle geschützt. Üblicherweise „schlüpft“ der Embryo aus dieser Hülle heraus, um sich in die Gebärmutter einzunisten. Falls diese Eihülle verhärtet ist (z.B. durch das Alter der Frau), kann das den Schlüpfvorgang stören und eine mögliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit darstellen.
In diesem Fall bieten wir Ihnen die Möglichkeit, den natürlichen Schlüpfvorgang mit dem Assisted Hatching zu unterstützen. Dabei wird mikroskopisch eine kleine Bruchstelle in der Hülle erzeugt, so dass der Embryo an dieser Stelle leichter aus der Hülle schlüpfen kann.
Das deutsche Embryonenschutzgesetz erlaubt die Rückgabe von maximal drei Embryonen in die Gebärmutter. Im Verlauf einer IVF- oder ICSI-Therapie werden allerdings häufig mehr als drei Eizellen befruchtet.Die übrigen befruchteten Eizellen können in flüssigem Stickstoff eingefroren werden. Diese Kryrkonservierung ist für mehrere Jahre möglich. Sollte sich nach dem Embryotransfer keine Schwangerschaft einstellen, werden die eingefrorenen Eizellen aufgetaut, zu Embryonen entwickelt und anschließend in die Gebärmutter transferiert (Kryozyklus). Es besteht so erneut die Chance auf eine Schwangerschaft.
Nicht nur befruchtetete Eizellen können tiefgefroren und gelagert werden. Diese Möglichkeit besteht auch für Hodengewebe oder Sperma. Das Verfahren wird z.B. angewendet um Sperma vor einer geplanten Chemotherapie zu konservieren, auch wenn aktuell kein Kinderwunsch besteht.
Informieren Sie sich auch über die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen.
Bei einer IVF- oder ICSI-Behandlung erfolgt der Embryonentransfer frühstens 2 bis 3 Tage nach der Eizellentnahme. Idealerweise sind die Embryonen zu diesem Zeitpunkt bis zum 4- bzw. 8-Zellstadium herangereift.
Dank moderner Medien ist es möglich, die Embryonen auch außerhalb des Körpers zu kultivieren. Dabei teilt sich der Embryo immer weiter und erreicht am 4.–5. Tag das sogenannte Blastozystenstadium. Er besteht jetzt aus 64 bis 128 Zellen. Blastozysten besitzen ein hohes Einnistungspotential: Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen sich also. Allerdings erreicht nur ein Teil der befruchteten Eizellen das Blastozystenstadium, die übrigen beenden ihre Entwicklung vorzeitig.
Der Vorteil einer Weiterkultivierung der Embryonen im Brutschrank besteht in der Möglichkeit, die Entwicklung der Embryonen länger zu beobachten und die Embryonen mit der besten Einnistungsfähigkeit zu identifizieren.
Nicht alle Spermien eines Samenergusses sind gleich. Häufig sind nur wenige Samenzellen tatsächlich reif und eigenen sich damit für die Befruchtung einer Eizelle. Mit der PICSI-Methode ist es möglich, diese reifen Spermien zu identifizieren. Hintergrund ist, dass nur reife Spermien an ihrem Kopf einen spezifischen Rezeptor für Hyaluronan (Hyaluronsäure) tragen. Dieses Hyaluronan ist auch ein Bestandteil der Hülle, die jede Eizelle umgibt (Zona pellucida).
Mit Hilfe einer PICSI-Schale, welche ebenfalls Hyaluronan enthält, wird die Eizellhülle simuliert. Nach Bindung reifer Spermien an einen Hyaluronan-Tropfen in der PICSI-Schale werden gezielt diese reifen Spermien identifiziert und in einem zweiten Schritt für die Mikroinjektion der Eizelle verwendet.
In einer groß angelegten Studie (Worrilow et al. (2013), Hum. Reprod.; 28(2): 306–31) wurde die PICSI-Schale getestet, um ihre Effektivität bei der ICSI- Behandlung zu untersuchen. Laut Herstellerangaben führt die Kombination der PICSI®-Schale mit einem Test zur Analyse des Spermienbindungswertes (HBA®) zu einer statistisch signifikanten Senkung der Fehlgeburtsrate: Männliche Patienten mit geringem Spermienbindungswert (65%) profitieren von einer Spermienselektion in der PICSI®-Schale.
Die Einnistungsrate pro Embryo hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Trotzdem kommt es bei manchen Paaren zu einem wiederholten Ausbleiben der gewünschten Schwangerschaft.
Mehrere publizierte Studien zeigen, dass eine einfache Methode die Schwangerschaftsra erhöhen kann. Durch eine lokale Reizung der Gebärmutterschleimhaut wird eine Entzündungsreaktion hervorgerufen: Das aktiviert immunologische Prozesse, die eine Einnistung des Embryos verbessern und das Entstehen einer Schwangerschaft begünstigen.
Diese Schleimhautreizung erfolgt entweder im Rahmen einer Gebärmutterspiegelung oder mittels einer lokalen Entnahme von Endometriumzellen und ist wenig belastend und risikoarm.
EmbryoGen® ist ein neues Kulturmedium mit dem Wachstumsfaktor GM-CSF zur Senkung der Fehlgeburtsrate. Die natürlichen Wachstumsfaktoren verbessern das Einnistungspotential und die Entwicklung des Embryos und beeinflussen seinen Stoffwechsel positiv. Vorliegende Studien zeigen signifikante Verbesserungen nach vorausgegangenen Fehlgeburten*.
EmbryoGen® führt weder zu chromosomalen Auffälligkeiten der Embryonen, noch wurden andere nachteilige Effekte bei Neugeborenen beobachtet.
* Eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte, doppelblinde Parallelgruppen-Studie, durchgeführt in 14 Zentren mit 1.300 Patientinnen, zeigte eine um 44 % gesteigerte Implantationsrate mit EmbryoGen® bei Frauen mit vorangegangenen Fehlgeburten.
Intralipid ist eine auf Sojabohnenöl basierende pflanzliche Emulsion, die eigentlich zur parenteralen (intravenösen) Ernährung entwickelt wurde und seit Jahren u.a. in der post-chirurgischen Nachsorge routinemäßig benutzt wird. In Fällen, bei denen der Verdacht besteht, dass ein “überaktives” Immunsystem der Grund für habituelle Aborte (mehrere aufeinanderfolgende Fehlgeburten, biochemische Schwangerschaften) oder Implantationsversagen ist, kann eine Therapie mit Intralipid eine erfolgversprechende Therapieoption sein.
Der genaue molekulare Wirkmechanismus ist noch unbekannt. Die Theorie dahinter ist, dass Intralipid das Immunsystem stimuliert und durch ein Überangebot an Linolsäure dafür sorgt, dass die Killerzellen nicht aktiviert werden. In diversen Studien konnte gezeigt werden, dass mittels einer solchen Therapie sowohl die Implantations-, als auch die fortlaufenden Schwangerschaftsraten günstig beeinflusst werden kann.
Intalipid wird als intravenöse Infusion verabreicht. Es wirkt nicht sofort. Die erste Infusion wird daher im Vorzyklus vor der geplanten reproduktionsmedizinischen Behandlung durchgeführt, die 2. Infusion findet dann i.d.R. zum Zeitpunkt Follikelpunktion statt.Im Falle eines positiven Schwangerschaftstests kann die Behandlung je nach Situation alle 3 Wochen bis zur ca. 12. SSW fortgeführt werden.
Bei wiederholt erfolglos durchgeführten Embryotransfers (Implantationsversagen) und bei gehäuft auftretenden Fehlgeburten (habituelle Aborte) wird seit langem über die Bedeutung entzündlicher und immunologischer Prozesse in der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) spekuliert.
Hier kann die Durchführung einer Endometriumbiopsie mit nachfolgender Analyse der Gewebeprobe sinnvoll sein. Die Endometriumbiopsie erfolgt im Rahmen einer vaginalen Untersuchung. Mit einem dünnen Katheter wird eine Gewebeprobe der Gebärmutterschleimhaut entnommen. Es folgt eine Diagnostik auf uterine natürliche Killerzellen und Plasmazellen in einem spezialisierten Labor. Die Durchführung der Endometriumbiopsie dauert weniger als eine Minute, sie erfolgt ambulant und ohne Narkose. Da nur sehr wenige Gewebe entnommen wird, sind mögliche Risiken (Verletzung, Infektion, Blutung) sehr gering. In Abhängigkeit von dem erhobenen, individuellen Untersuchungsbefund können dann unterschiedliche Behandlungsoptionen zum Einsatz kommen, z.B. eine antibiotische Therapie, Lipidlösungen (z.B. Intralipid®) oder Glukokortikoide (z.B. Prednisolon). In besonderen Fällen kann die Ergänzung durch eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) sinnvoll sein.
Uterine natürliche Killerzellen
Die Datenlage aus den bisher durchgeführten Studien zum Thema „uterine natürliche Killerzellen und Schwangerschaft“ ist derzeit nicht einheitlich. Insgesamt gibt es vermehrt Hinweise, dass sich eine erhöhte Anzahl an uterinen natürlichen Killerzellen möglicherweise negativ auf eine Einnistung (Implantation) bzw. Schwangerschaft auswirkt.
Plasmazellen
Überschreitet die Zahl der Plasmazellen in der Gebärmutterschleimhaut einen bestimmten Wert, so ist von einer chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (sog. chronische Endometritis) auszugehen. Eine chronische Entzündung, die subjektiv meist gar nicht wahrgenommen wird, kann die Einnistung des Embryos erschweren und den Abgang einer Schwangerschaft verursachen.
Im Rahmen unsrer Sprechstunde informieren wir Sie gerne ob dieser Test für sie sinnvoll ist und besprechen die praktische Durchführung.
Weitere Informationen finden sie auf der Webseite des Labors reprognostics:
https://www.reprognostics.de/home
Der CatSper Test dient zum Nachweis einer Funktionsstörung in den sog. CatSper Kanälen. Die CatSper-Kanäle (Cation Channel of Sperm) liegen im Hauptstück des Spermienschwanzes (Flagellum) und bestehen aus mehreren hochkomplexen Untereinheiten. Nach Aktivierung des Kanals u. a. durch das weibliche Sexualhormon Progesteron – welches von der Eizelle in den Eileiter abgegeben wird – kommt es zu einen Calciumeinstrom in das Spermium. Dies ist die Voraussetzung zur Änderung des Spermienverhaltens, der sogenannten Hyperaktivierung. Hierunter wird eine spiralförmige Bewegung des Spermienschwanzes im Uhrzeigersinn beschrieben.
Ohne diese Bewegung kann das Spermien nicht in die Eizelle eindringen, eine Befruchtung bleibt aus. Daher kommt es nicht zum Eintritt einer Spontanschwangerschaft, auch Inseminations- oder IVF-Behandlungen zeigen ein Fertilisationsversagen. Lediglich mit einer ICSI-Behandlung kann eine Befruchtung erreicht werden.
Diese neuen Erkenntnisse einer Cat-Sper-Fehlfunktion ermöglichen es, eine weitere Ursache der männlichen Unfruchtbarkeit zu definieren, unabhängig von den Ergebnissen der konventionellen Spermiogramm-Untersuchung. Auch bei Vorliegen eines unauffälligen Befundes, insbesondere mit unauffälliger Spermienbeweglichkeit, kann ein Defekt des CatSper-Kanals vorliegen.
EmbryoGlue® ist ein Medium, in dem die Embryonen kurz vor dem Transfer kultiviert werden. Die Inhaltsstoffe dieser Nährlösung sollen das Milieu in der Gebärmutter imitieren und die Verbindung zwischen Embryo und Gebärmutterschleimhaut optimieren. Ziel ist es, die Einnistung des Embryos zu fördern und die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.